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Wie viel Trinkgeld gibt man? Der vollständige Guide.

Es ist beinahe ein Mysterium. In Deutschland sind es zehn Prozent, in den USA schwindelerregende 20 Prozent und in Japan – wehe dem, der Trinkgeld gibt.

Wo also belohnt man guten Service? Und wo kann man es sich sparen?

Trinkgeld muss kein unerklärliches Rätsel sein. 

Mit diesem Guide bringen wir Licht ins Dunkel und versuchen die Frage zu beantworten: Wie viel Trinkgeld gibt man in anderen Ländern und für verschiedene Services?  

Ein ungeschriebenes Gesetz: Trinkgeld in Deutschland

Erinnern Sie sich an das letzte Mal, als sie in einem Restaurant kein Trinkgeld gegeben haben?

Nein?

Dies könnte schlichtweg daran liegen, dass Trinkgeld hierzulande zu einem leckeren Abendessen gehört wie die Erdbeere zum Champagner. 

Und diese Regel einem ungeschriebenen Gesetz gleicht.

In der Gastronomie sind etwa zehn Prozent des Betrags üblich. Dieses "Extra-Geld" soll sowohl Service als auch Qualität würdigen.

Schon im Mittelalter bezahlte man in Europa eine Art Trinkgeld für beispielsweise Handwerker und Servicekräfte. Mit diesem Betrag tranken diese auf das Wohl der Spender.

Die Trinkgeld-Kultur wirkte sich im Laufe der Zeit jedoch negativ auf die Löhne aus. Da die Arbeitgeber bemerkten, dass ihre Arbeitnehmer mehr Einkommen hatten, kürzten sie deren Gehälter. 

Wodurch bis heute eine gesellschaftliche Kontroverse zum Thema Trinkgeld besteht.

Ein Paragraf in der Gewerbeordnung regelt heute, dass ein Arbeitgeber sich nicht mehr automatisch auf das Trinkgeld von Restaurantgästen verlassen kann, den Lohn des Mitarbeiters aufzustocken.

 "Trinkgeld ist ein Geldbetrag, den ein Dritter ohne rechtliche

Verpflichtung dem Arbeitnehmer zusätzlich zu einer dem Arbeitgeber

geschuldeten Leistung zahlt."

Wenn man mit dem Service unzufrieden ist, ist daher theoretisch auch kein Trinkgeld nötig.

Werfen wir einen Blick auf weitere Services, für die oft ein Trinkgeld üblich ist: Friseure, Pizzaboten, Taxifahrer, Zimmerreinigung.

Wie viel Trinkgeld bezahlt man beim Friseur?

Mit einer Faustregel von zehn bis 15 Prozent liegt das Trinkgeld für Friseure über der Gastronomie. 

Woran liegt das?

Es erklärt sich ebenfalls durch die verhältnismäßig niedrigen Löhne in diesem Berufsfeld. Das Portal Orange berichtet, dass ein Auszubildender in Ostdeutschland im ersten Lehrjahr lediglich 269 Euro verdient. Trinkgeld ist somit eine Möglichkeit, das eigene Gehalt ein wenig aufzubessern.

Trinkgeld für den Pizzaboten

Was wäre der Netflix-Abend ohne Pizza? Der sympathische Pizzabote klingelt an der Haustüre, das Essen kommt pünktlich. 

Warum also kein Trinkgeld geben? 

Den Betrag aufzurunden oder ein bis zwei Euro extra zu geben, freut auch den Pizzalieferanten.

Doch auch hier gibt es kein Gesetz, das vorschreibt, dass man diesen Service entlohnen muss. Es besteht beispielsweise keinerlei Verpflichtung, ein Trinkgeld zu bezahlen, wenn die Lieferung verspätet ist.

Ein Extra für den Taxifahrer

Wie bei Friseuren besteht bei Taxifahrern das Problem, dass diese häufig nur den Mindestlohn verdienen. Ein Trinkgeld von rund zehn Prozent ist daher gern gesehen, jedoch keinesfalls obligatorisch.

Ein Dankeschön für die Zimmerreinigung

Bei einem Urlaub im Hotel wird in der Regel täglich das Zimmer gereinigt. Es ist daher angemessen, vor dem Auschecken für einen guten und freundlichen Service ein Trinkgeld zu entrichten. Wie hoch dieses ausfällt, kommt laut einem Bericht der Tageszeitung Welt auf die Dauer des Aufenthaltes an. Bei einem Kurzaufenthalt von nur einer Nacht sind zum Beispiel fünf Euro in Ordnung. Bei einem 14-tägigen Urlaub geht es jedoch schnell ins Geld. Pro Nacht sind dann etwa zwei Euro angemessen.

Es geht noch mehr: Trinkgeld in den USA

Machen wir einen Sprung von Deutschland in die USA. Wie sieht dort die Trinkgeld-Situation aus?

Wer schon einmal im Urlaub in den Staaten war, hat vielleicht schon einmal eine Begebenheit wie folgende miterlebt.

Nach dem Barbesuch übergibt man dem Kellner den Betrag, der in etwa ein zehnprozentiges Trinkgeld beinhaltet. Statt einem Dank erntet man jedoch einen verwunderten Blick. Oder im noch erstaunlicheren Fall sogar einen Hinweis, dass das Trinkgeld zwischen 15 und 20 Prozent betragen sollte. 

Keine schlechte Summe.

Auch hier ist der Grund, dass Restaurantmitarbeiter in den USA häufig sogar weniger als den gesetzlichen Mindestlohn verdienen. Es gehört daher zum guten Ton, ein ordentliches Trinkgeld zu geben.

Das Coperto in Italien: Trinkgeld unüblich

Mit ihrem Coperto (ital., Gedeck) haben die Italiener eine Servicegebühr, die automatisch auf den Rechnungsbetrag aufgeschlagen wird, macht etwa einen oder zwei Euro aus.

Daher sind Trinkgelder in der Gastronomie eher unüblich – trotzdem für guten Service freut sich natürlich ein italienischer Kellner über eine Wertschätzung für seine Bedienung.

Japan: ein Land, in dem Trinkgeld eine Beleidigung ist

Nächster Stopp: 

Japan.

Von allen Ländern um den Globus stellt dieses Land bezüglich Trinkgeld eine Ausnahme dar. Guter Service ist in Japan selbstredend, berichtet der Stern

Gibt ein Tourist trotzdem Trinkgeld, so wird dies eher als Beleidigung oder Kränkung angesehen. Auch in Teilen Chinas ist dies bis heute so. 

Bei einer Reise in diese Länder empfiehlt es sich daher, sich vorher kundig über die Gegebenheiten vor Ort zu machen, um einen Fauxpas zu vermeiden.

Wann ist Trinkgeld steuerfrei?

Und wie sieht es eigentlich mit einer Steuer auf Trinkgeld aus? 

Hier gilt:

Jedes freiwillige Trinkgeld ist grundsätzlich steuerfrei.  

Handelt es sich jedoch um Bedienungszuschläge, die auf einem Menü ausgezeichnet sind, so gehen diese Beträge zunächst an den Wirt  – und sind steuerpflichtig. Denn diese Beträge werden nicht freiwillig bezahlt.

Trinkgeld bei Kartenzahlung – wenn kein Bargeld zur Hand ist

Unklar ist häufig auch, ob man Trinkgeld geben kann, wenn man mit der Karte bezahlt. 

Klar, das geht.

Da Restaurants und Cafés die Trinkgeldzahlungen unterschiedlich handhaben, empfiehlt es sich jedoch immer, den Kellner vorher zu fragen, wie man den Service belohnen kann.

Wie das Trinkgeld zum Mitarbeiter gelangt, ist ebenfalls variabel. Beispielsweise kann der Chef das Trinkgeld am Ende des Monats gesammelt mit dem Lohn überweisen. Er darf es jedoch nicht in den Lohn inkludieren – denn es ist der Dank des Gastes für einen guten Service. Das Trinkgeld kann auch direkt nach der Bezahlung mit Karte direkt aus der Kasse geholt und an den jeweiligen Mitarbeiter gegeben werden.

Fazit

Bis heute ist das Thema, wie viel Trinkgeld man gibt, ein umstrittenes. Doch es gibt gewisse Grundregeln, an die man sich halten kann, um sowohl zu Hause als auch im Urlaub enttäuschte Gesichter oder gar eine Kränkung zu vermeiden.

Die Kernpunkte zum Thema Trinkgeld:

- In der deutschen Gastronomie sind 10 Prozent üblich

- In den USA gilt in Restaurants ein Betrag von 20 Prozent

- In Japan ist guter Service selbstverständlich und wird nicht belohnt

- In Italien gibt es eine offizielle Servicegebühr, das "coperto"

- Trinkgeld ist steuerfrei, wenn es freiwillig bezahlt wird

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Julia Maehler